Interview

Simon Ende im Interview: „Wir wollen die gute Seele mitnehmen“

Gemeinsam möchten Christian Lipfert und Simon Ende in Erle etwas Neues ins Leben rufen. Ein Ort für alle, ein Ort, wo Geselligkeit und Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Küchenchef wird Simon Ende sein, der bereits seit vielen Jahren schon bei Arno Brömmel in der Küche steht.

Beim Interview mit dem Heimatreport verrät Simon Ende seine Pläne, und welche Gerichte er dann doch lieber nicht kochen möchte.

Simon, kannst du uns etwas über deinen beruflichen Werdegang erzählen? Wie bist du zur Kochkunst gekommen?

Die Begeisterung fürs Kochen und für das Kochhandwerk rührt vermutlich daher, dass ich bereits in früher Kindheit zusammen mit meiner Mutter gekocht habe und hierbei stets  frische und überwiegend regionale Produkte verwendet wurden. Gerade der Fokus auf eine gesunde Ernährung und der Umgang mit verschiedenen Lebensmitteln waren prägend.

Die Kochausbildung habe ich nach Abschluss des Abiturs und einem Zwischenstop in Form eines FSJ im Jahr 2011 im Gasthof Grunewald in Heiden absolviert und nach 2 1/2 Jahren abgeschlossen. Im Anschluss war ich für ca. 1 1/2 Jahre im Schwarzwald, um mein kulinarisches Wissen zu erweitern sowie neue Erfahrungen zu sammeln.

2016 kam ich zurück in die Heimat und arbeitete fortan im Gasthof Brömmel-Wilms. DIe ersten Jahre nach der Rückkehr studierte ich Psychologie in den Niederlanden und war zeitlich begrenzt bei Arno beschäftigt. Nach dem Studium arbeitete ich dort in Vollzeit.

Was hat dich dazu motiviert, von deinem Studium und auch bisherigen Job als Koch bei Brömmel zur Position des Chefkochs in der neuen Kneipe zu wechseln?

Als die Bürgergenossenschaft zunächst im Gespräch war und dann auch ins Leben gerufen wurde, wurde ich angefragt, ob ich mir vorstellen könne, in einer neu gestalteten Gastronomie die Führung der Küche zu übernehmen. Ich war nach den ersten Gesprächen (damals mit Andreas Grotendorst als Bürgermeister und dem ehemaligen Pächter Andre Wachtmeister) direkt von der Idee und vom Potential überzeugt.

Nachdem ich vor etwa einem Jahr Christian Lipfert als neuen Pächter kennengelernt habe und wir zusammen die Möglichkeiten und das Potential des HUB Erle evaluiert haben, wandelte die Überzeugung in Kürze in große Leidenschaft und Euphorie. Für mich ist der Übergang vom Gasthof Brömmel-Wilms zum HUB Erle nur logisch. Ich bin in diesem Dorf groß geworden und die Chance, hier zusammen mit Christian die Erler Geschichte weiter zu schreiben und aktiv zu gestalten, war für mich Anlass genug, in meiner Heimat zu bleiben.

Christian Lipfert und Simon Ende. Foto: Petra Bosse

Welche kulinarischen Einflüsse oder Erfahrungen haben deine Kochkünste geprägt?

Gerade während meiner Zeit im Schwarzwald habe ich gemerkt, wie wichtig das Angebot regionaler Lebensmittel und Speisen ist. Bei aller Vielfalt internationaler Gastronomien ist es für Menschen wichtig, eine vertraute Gaststätte in der Nähe zu haben, in der lokale und einmalige Gerichte angeboten werden, ob nun im Schwarzwald die Käsespätzle oder in unserem schönen Münsterland der Tafelspitz mit Zwiebelsoße.

Kannst uns etwas über die Besonderheiten der neuen Kneipe und deiner Rolle als Chefkoch dort erzählen?

Das Besondere am HUB Erle sollen im Wesentlichen die Menschen und die Tradition des Dorfes sein. Es ist ein neuer Standort mit neuem Namen, aber wir möchten die gute Seele aus dem Gasthof Brömmel-Wilms mitnehmen (und ein paar alte Relikte *zwinkern*). Ich bin zwar formal „Chef de cuisine“ , angesichts meiner Verbundenheit zu meiner Heimat sehe ich mich aber vielmehr als lebendiger Teil des gesamten gastronomischen Konzeptes. Man wird mich also auch gerne mal an der Theke antreffen. Ich liebe den Kontakt mit Menschen, ob nun mit Urerlern oder auch neuen Gästen, die das schöne Münsterland kennenlernen möchten.

Wie planst du, das gastronomische Angebot in der Kneipe zu gestalten? Gibt es bestimmte Spezialitäten oder Konzepte, die du einführen möchten?

Für mich sollte die einmalige westfälische Küche im Vordergrund stehen. Ich werde urtypische, teils auch in Vergessenheit geratene Gerichte in neuer Form wieder aufleben lassen. Das à la carte-Geschäft soll das Herzstück des HUB sein. Darüber hinaus wird es natürlich Buffets und Menüs im Saal sowie Gruppenangebote für Brennerei-Führungen oder kleinere Gesellschaften geben.

Inwiefern hat Christian Lipfert, der Inhaber der neuen Bürgergenossenschaft, deine Entscheidung beeinflusst, diesen beruflichen neuen Schritt zu wagen?

Im vergangenen Jahr haben Christian Lipfert und ich viele Stunden am Konzept der neuen Gastronomie gearbeitet. Hierbei wurde schnell klar, dass wir uns sehr gut ergänzen und beide ein gemeinsames Ziel vor Augen haben: Erle mit einer lebendigen Gastwirtschaft bereichern, die zum Verweilen einlädt. Wir sehen beide das große Potential des Dorfes. Hierfür gibt es einige Gründe wie die Zusammenarbeit mit der Brennerei Böckenhoff, die gute Lage von Erle als Verbindungsstück zwischen Münsterland und Ruhrgebiet sowie die Femeiche als Anziehungspunkt. Diese Perspektive ist Grund genug, diesen Schritt zu „wagen“.

Gerade die vegetarische und vegane Küche findet mehr und mehr Anklang in unserer Gesellschaft und das zurecht! Man sollte sich mit Themen wie Tierwohl und bewusster Ernährung auseinandersetzen und die Gastronomiebranche tut dies im Wesentlichen seit Jahren. Auch auf einer bewusst regionalen Speisekarte wie der des HUBs wird es ein gutes Angebot veganer sowie vegetarischer Speisen geben. Hierbei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Simon Ende fühlt sich seinem Heimatdorf sehr verbunden. Foto: privat

Wie stellst du sicher, dass deine Küche den Erwartungen und Bedürfnissen der Gäste gerecht wird, insbesondere im Hinblick auf Vielfalt und Qualität?

Ich möchte einen Großteil der Lebensmittel aus der Nähe beziehen. Ob Eier, Kartoffeln und Schwarzbrot vom Hof Breil, Champignons von den Champignonkulturen Möllers in Raesfeld oder Fleisch von anderen regional ansässigen Betrieben. Unsere Küche soll regional, nachhaltig und traditionell sein. Ich möchte, wie auch im jetzigen Gasthof Brömmel-Wilms, ausschließlich Frische auf den Teller bringen. Unsere Küche soll transparent und vielseitig sein.

Welche Herausforderungen siehst du in deiner neuen Rolle als Chefkoch und wie planst du, damit umzugehen?

Die Herausforderung wird sein, sich immer wieder neu zu erfinden und immer wieder Anreize zu schaffen, auch neues Klientel für unser HUB zu begeistern. Das betrifft sowohl das Speisenangebot als auch das gesamte Konzept der Kneipe. Des Weiteren möchten wir auch über Jahre hinweg attraktiv sein für Menschen, die sich dafür interessieren mit uns zusammen zu arbeiten und aktiv das HUB- sowie Dorfleben mitzugestalten.

Könntest du uns einen Einblick in deine langfristigen Ziele und Visionen für die Kneipe und deine Karriere als Koch geben?

Wir möchten eine Dorfkneipe aufbauen, die auch über Jahrzehnte das Potential hat, nicht zu stagnieren sondern immer wieder neue Ideen und Konzepte zu implementieren. Ich denke hierbei zum Beispiel daran, auch neue Programme und Events wie Themenabende und gemeinsames Kochen in Gruppen anzubieten. Hierfür wurde Dank großer Mithilfe der Firma Ubert aus Raesfeld der Grundstein gelegt. Ubert ist weit über die Region Münsterland hinaus bekannt für die Planung, Konzeptionalisierung und dem Aufbau qualitativ hochwertiger Küchen. In teils stundenlangen Meetings haben wir zusammen eine Küche geplant, die es ermöglicht, effizient und modern zu kochen und auch auf Jahre Bestand haben wird. Hierfür möchten wir uns nochmals bedanken, auch weil wir dann doch hier und da spontan neue Ideen hatten und die Küche teils wieder „umgedacht“ werden musste.

Warum braucht Erle nicht nur eine Dorfkneipe, sondern auch eine gute, vielseitige Küche?

Sicher soll der Kneipencharakter im Fokus stehen, weil wir auch wollen, dass der „normale“ Erler einfach sein wohlverdientes Feierabendbier trinken darf. Darüber hinaus müssen wir aber auch größere Gruppen im Saal, Frühstücksbuffets und Events anbieten, da eine Kneipe in der Dimension anders nicht tragbar ist. Daher ist eine Symbiose aus Tradition und modernen Anklängen essentiell für unser HUB.

Simon, wenn du ein Gericht schaffen müsstest, das die Essenz deiner Heimatregion auf humorvolle Weise einfängt, was wäre das?

Wie wäre es mit dem „Femgericht“? Naja, vielleicht nicht ganz so drastisch und statt als „Bestrafung“ eher als Belohnung für einen harten Tag zu verstehen. 😀  Darauf erstmal nen guten Erler Korn!

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